KATHARINA SCHLÄFT "El Che" (2) © 2009, Sonja Hubmann
Katharina warf einen peinlich berührten Blick auf die umherstehenden Schüler. Da aber niemand von Nadines Tanzeinlage Notiz zu nehmen schien, versuchte sie es nun ebenfalls. Nach anfänglichen Koordinationsschwierigkeiten hatte sie aber bald den Dreh raus. Als Katharina kurz aufblickte, merkte sie jedoch, wie der blonde Junge aus der 7. Klasse zu ihr herüberlächelte. Katharina starrte peinlich berührt zu Boden und versuchte sich aufs Zählen zu konzentrieren.
Gerade, als sie Gefallen an
den rhythmischen Bewegungen gefunden hatte, vernahm sie hinter sich eine ihr
wohlbekannte Mädchenstimme: „Salsa, wie unangesagt.“, lautete die abfällige
Bemerkung. Katharina stellte ihre Tanzübung sofort ein und musterte die
Spaßverderberin mit zusammengekniffenen Augen. Nadine lieferte die passenden
Worte dazu: „Zieh‘ Leine, Jasmin! Du hast vom Tanzen sowieso nicht die
geringste Ahnung. Das ist nämlich Tango und nicht Salsa, klar?“ Die stark
geschminkte Schönheit konterte jedoch blitzartig: „Eure spastischen Bewegungen
haben aber weder etwas mit Tango noch mit Salsa zu tun.“ Noch ehe Nadine sich
für diese Beleidigung revanchieren konnte, drängte sich eine dickliche Brünette
an Jasmins Seite. Sie musterte Katharina von oben bis unten und kicherte
schließlich: „Na, Siebenschläferin? – Bist du endlich einmal wach?“ Katharina
wusste genau, worauf sich diese Anspielung bezog. Noch ehe sie auf diese
Frechheit reagieren konnte, wandte sich Jasmin an ihre beleibte Busenfreundin
und grinste: „Lass‘ sie doch Klara, wahrscheinlich schlafwandelt sie gerade.
Also, weck‘ sie bloß nicht auf.“ Katharina konnte förmlich spüren wie ihr das
Blut ins Gesicht schoß. Nadine rettete sie jedoch aus dieser Verlegenheit und
schimpfte wütend drauflos: „Ihr zwei seid dermaßen dämlich. Mich wundert, dass
ihr überhaupt einen Fuß vor den anderen setzen könnt‘. Ihr denkt wohl, ihr
könnt‘ euch alles erlauben, was?“
Katharinas Blick schweifte in Richtung Marcel, der zum Glück kein Interesse an
der Auseinandersetzung der streitsüchtigen Mädchen zeigte. Seine Aufmerksamkeit
galt nach wie vor der langbeinigen Blondine. Dennoch wäre Katharina am liebsten
im Boden versunken. Sie war sicher, dass er jedes Wort gehört hatte. Sie
widmete sich wieder dem verbalen Schlagabtausch der drei Streithennen, die sich
zum Abschied noch ein paar nette Schimpfworte auf den Weg mitgegeben hatten.
Klara und Jasmin begaben sich immer noch lästernd ins Schulgebäude.
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