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KATHARINA SCHLÄFT "El Che" (46) © 2009, Sonja Hubmann

Auch Katharina und Nadine verließen erschöpft von dieser Fragestunde das Klassenzimmer. Nadine staunte immer noch über das plötzliche Wissen ihrer Freundin: „Deine Erzählung war unglaublich, absolut realistisch. Das klang echt, als wärst Du wirklich dort gewesen.“ Katharina nickte leicht benommen und murmelte: „Irgendwie war ich das auch.“ „Heißt was genau?“, forschte Nadine verwundert über diese kryptische Äußerung. Katharina stammelte jedoch geistesabwesend: „Äh, nichts, ich glaube, ich bin nur ein wenig übermüdet. Ich hatte gestern ziemlich starke Kopfschmerzen.“, beklagte sie währenddessen sie sich mit Nadine auf den Gang begab.  Gerade in jenem Moment trotteten Jasmin und Klara des Wegs, die ihre immer müde Klassenkollegin mit einem provokanten Gähnen begrüßten. Jasmin grinste breit: „Uah, bin ich müde.“ Ihr molliger Satellit namens Klara wollte natürlich auch noch eins draufsetzten und spottete: „Ich würde auch so gerne alles im Schlaf lernen!“ Die beiden begannen gackernd zu l

KATHARINA SCHLÄFT "El Che" (45) © 2009, Sonja Hubmann

Klassenzimmer, Córdoba (Argentinien) Sie schaffte es gerade noch rechtzeitig, vor dem Lehrer ins Klassenzimmer zu huschen. Ihrer Sitznachbarin Natalia flüsterte sie aufgeregt ins Ohr: „Ich muss Dir nachher unbedingt etwas erzählen.“ Ihre Freundin strahlte mitteilungsbedürftig zurück: „Ich Dir auch! Du glaubst nicht, was gestern noch alles passiert ist.“, machte sie Katharina den Mund wässrig. Den Klassenlehrer interessierte im Augenblick aber etwas ganz anderes. Sein strenger Blick fiel auf Katharina: „So, Catalina, was fällt Dir zum 9. Juli 1816 ein.“  Die ahnungslosen Augen des Mädchens weiteten sich erschrocken. 1816? Was war denn das für ein Datum? Im Hintergrund hörte sie, wie ihr jemand zuraunte: „Unabhängigkeit.“ Sie versuchte sich angestrengt auf die Beantwortung der Frage zu konzentrieren, aber eine plötzlich aufkommende Müdigkeit machte ihr dies unmöglich. Ihre Finger wurden immer kälter und sie hatte das Gefühl, als ob ihr ganzer Körper an Wärme verlieren würde. Ihre Aug

KATHARINA SCHLÄFT "El Che" (44) © 2009, Sonja Hubmann

Calle Obispo Salguero, bei Katharina zu Hause, Córdoba (Argentinien) Die beiden setzten ihren Weg zu Katharinas Wohnort fort. Als sie endlich in der Calle Obispo Salguero angekommen waren, reichte ihr Matías warmherzig die Hand und flüsterte mit belegter Stimme: „Danke für den netten Abend.“ Trotz ihrer immer noch vorhandenen Kopfschmerzen konnte sie ihren Blick kaum von dem attraktiven Gesicht ihres Begleiters abwenden. Seine kobaltblauen Augen waren dermaßen hypnotisch, dass sie es nicht schaffte, irgendwo anders hinzusehen. Mit klopfendem Herzen und stockendem Atem erwiderte sie mit etwas gebrochener Stimme seinen Gruß: „Gute Nacht.“, hauchte sie und verspürte plötzlich einen zärtlichen Kuss auf ihrer Wange.  Noch ehe sie darauf reagieren konnte, hatte ihr Matías schon den Rücken zugedreht und entschwand langsam ihrem sehnsüchtigen Blick. Katharina stand aber immer noch wie angewurzelt da und starrte ihm nach. Hatte er sie jetzt tatsächlich geküsst? Ja, hatte er, zwar nur auf die

KATHARINA SCHLÄFT "El Che" (43) © 2009, Sonja Hubmann

  Diesmal war es Celia, die bereits etwas heiserer schimpfte: „Das ganze Geld kam aus meiner Erbschaft. Du hast alles, was Du begonnen hast in den Ruin geführt.“ Ernesto Senior konnte diese Anschuldigung jedoch nicht so ohne weiteres auf sich sitzen lassen. Ebenso erzürnt konterte er: „Das stimmt doch überhaupt nicht.“ „Und die Mate-Plantage?“, lautete der nächste Vorwurf, „ohne mein Geld hättest Du dieses Stück Land doch überhaupt nicht kaufen können.“ Abermals wehrte sich der stimmgewaltige Hausherr: „Was kann ich dafür, dass die Wirtschaftslage plötzlich so schlecht war? Außerdem warst Du doch auch dafür. Du wolltest schließlich aus Buenos Aires weg!“  „Ja, und warum? Weil ich bereits schwanger war, bevor wir geheiratet haben, falls Du Dich daran erinnern kannst.“, brüllte Celia energisch und musste nun ihrerseits die hämische Bemerkung ihres Mannes einstecken: „Ich kann mich sehr gut daran erinnern, aber es war Deine Idee, Hals über Kopf abzureisen.“ „Du hattest ja überhaupt keine

KATHARINA SCHLÄFT "El Che" (42) © 2009, Sonja Hubmann

Obwohl sich Katharina sehr über ihren männlichen Begleiter freute, so wurde dieser romantische Spaziergang doch ein wenig von ihren unangenehmen Kopfschmerzen getrübt. „Wo genau wohnst Du?“, wollte Matías harmlos wissen. Katharina beschrieb ihm den Weg mit den Worten: „Es ist nicht besonders weit von hier, vielleicht eine halbe Stunde Gehzeit.“ Matías gab sich mit dieser vagen Beschreibung aber zufrieden und erkundigte sich besorgt: „Wie schlimm sind Deine Kopfschmerzen?“ „Es geht so, aber ich bin diesen Zigarrenqualm nicht gewohnt. Meine Eltern sind nämlich fast militante Nichtraucher.“, vermeldete sie mit müden Augen. Die beiden marschierten durch die laue Abendluft und genossen die angenehmen Temperaturen. Die spärliche Straßenbeleuchtung verlieh dem Spaziergang ein durchaus romantisches Ambiente.  Sie plauderten über die Schule, das Wetter und natürlich auch über Natalia und Ernesto. Als sie beim Thema „Ernestos Eltern“ angelangt waren, äußerte Matías ein schon seit längerem kursie

KATHARINA SCHLÄFT "El Che" (41) © 2009, Sonja Hubmann

Katharina zeigte sich über das Gehörte immer noch fassungslos: „Aber so ein Unrecht muss doch irgendwann gesühnt werden, oder?“  Matías stöhnte mit hoffnungsloser Miene: „In Nürnberg laufen schon seit über einem halben Jahr die Prozesse gegen die deutschen Kriegsverbrecher. Ich will gar nicht wissen, was da noch alles ans Tageslicht kommt.“ Katharina verfiel nun ebenfalls in eine leicht gedrückte Stimmung und murmelte kaum hörbar: „Diese Kriege sind alle ein Wahnsinn.“  Matías nickte und überlegte halblaut: „Tja, aber eigentlich wollte ich vorhin nur sagen, dass es aus diesem Grund eine Menge republikanischer Flüchtlinge gab, die von Spanien hierher nach Córdoba gekommen sind. Ernesto hat mir erzählt, dass sich viele von ihnen oft im Haus seiner Eltern, in Alta Gracia, getroffen haben.“ " Die Guevaras standen dann wo?“, fragte Katharina sicherheitshalber noch einmal nach.  „Auf der Seite der antifaschistischen Republikaner, so wie auch die Ferrers.“, ergänzte Matías immer noch aus

KATHARINA SCHLÄFT "El Che" (40) © 2009, Sonja Hubmann

Da sie dieser Frage jedoch im Moment nicht auf den Grund gehen wollte, hörte sie sich einfach Matías‘ Fortsetzung an und schon in seinem ersten Satz fand sich die Bestätigung ihrer Vermutung: „Übrigens hat Pablo Picasso diesen Angriff in einem Gemälde festgehalten, das er 1937 bei der Weltausstellung in Paris präsentiert hat. Das Schlimme an dem Bombardement war aber, dass die Deutsche Wehrmacht dadurch einen wesentlichen Anteil am Ausgang des Spanischen Bürgerkriegs gehabt hatte.“  Katharina bemühte wieder einmal ihre grauen Zellen und versuchte diesem ominösen Krieg auf den Grund zu gehen: „Wie ist es überhaupt zu diesem Bürgerkrieg gekommen?“ Matías wischte sich kurz über die Stirn und begann mit seinem Erklärungsversuch: „Nun, im Juli 1936 putschte General Francisco Franco gegen die demokratisch gewählte Koalitionsregierung in Madrid, die in erster Linie aus Sozialisten und Kommunisten bestanden hatte. Franco wollte angeblich noch im selben Monat deutsche Transportflugzeuge kaufe

KATHARINA SCHLÄFT "El Che" (39) © 2009, Sonja Hubmann

In dieser Sekunde unterbrach ein etwas dickliches, aber durchaus selbstbewusstes Mädchen das Gespräch der beiden Männer. Katharina erkannte in ihr jene junge Frau, die zuvor Ernesto zum Tanzen überreden hatte wollen. Diesmal versuchte sie ihr Glück bei dem schlanken Anton, der wider Erwarten dieser Einladung prompt Folge leistete und mit ihr nach draußen verschwand. Katharina schüttelte fassungslos den Kopf: „Das glaube ich jetzt nicht“, empörte sie sich, „zuerst labbert uns der Typ voll und tut so, als gäbe es nichts Wichtigeres als Politik und jetzt geht er einfach tanzen?“  Matías amüsierte sich über die künstliche Erregung seiner jungen Begleiterin und hinterfragte mit einem Schuss Ironie: „Hättest Du Dich denn noch gerne länger mit ihm unterhalten?“ Katharina musste nun ebenfalls lachen und schubste Matías zärtlich von der Lehne des Fauteuils. Der blonde Junge richtete sich lächelnd auf und ergriff sanft ihre Hand. Sein Gesichtsausdruck wurde wieder etwas ernster: „Dich langweile

KATHARINA SCHLÄFT "El Che" (38) © 2009, Sonja Hubmann

Eher halbherzig hörte sie den beiden politisch Interessierten zu. Am Wort war nun wieder der deutschstämmige Junge, der sich ihnen soeben als Anton vorgestellt hatte: „Natürlich bin ich dafür, dass Unrecht gesühnt wird und daher finde ich die 58 Todesurteile für die Mörder von Mauthausen absolut gerechtfertigt.“  „Schade, dass in den Nürnberger Prozessen nur deutsche Kriegsverbrecher verurteilt werden. Für mich ist Franco genauso schuldig am Tod vieler Spanier.“, warf Matías mit düsterem Blick ein.  Sein Gesprächspartner nickte enthusiastisch und verlautbarte ein pikantes Detail am Rande: „Hast Du eigentlich gewusst, dass es zwischen Hitler-Deutschland und Franco ein geheimes Militärbündnis gab?“ Matías schüttelte hellhörig den Kopf und erkundigte sich neugierig: „Woher weißt Du davon?“ Anton schmunzelte, gab seine Informationen dann aber trocken preis: „Es stand in einer deutschsprachigen Zeitung. Demzufolge gab es eine streng geheime Korrespondenz zwischen Ribbentrop und Vertretern d

KATHARINA SCHLÄFT "El Che" (37) © 2009, Sonja Hubmann

In diesem Augenblick wurde die idyllische Zweisamkeit der beiden aber durch einen hageren Eindringling gestört, der ganz offensichtlich Teile ihrer vertraulichen Unterhaltung mit angehört hatte. In eher schlechtem Spanisch mischte sich der mitteilungsbedürftige Partygast in das Gespräch der beiden: „Mein Vater ist auch aus Deutschland geflohen, aber erst vor zwei Jahren.“, begann er seine Erzählung. Katharina warf dem unerwünschten Störenfried einen bösen Blick zu, den dieser jedoch überhaupt nicht wahrzunehmen schien.  Ungerührt nippte er an seinem Glas Wein und wartete geduldig auf eine Reaktion. Im Gegensatz zu Katharina erkundigte sich Matías sofort mitfühlend: „Ist Dein Vater auch vor dem Holocaust geflohen?“ Der dunkelhaarige Partybesucher schüttelte provokant den Kopf: „Nein, er war ein Nazi!“ Katharinas Augen weiteten sich erschrocken. Ihr Blick fiel auf Matías, der diese Aussage jedoch gelassen entgegennahm. Der fremde Junge lehnte immer noch am Türstock und rechtfertigte die

KATHARINA SCHLÄFT "El Che" (36) © 2009, Sonja Hubmann

Katharina hatte in diesem Moment jedoch nicht mit dem Übermut einer besonders bewegungsfreudigen Tänzerin gerechnet. Diese hatte nämlich im Zuge einer  enthusiastischen Drehung ihr Handgelenk gegen Katharinas linken Unterarm geschleudert, die daraufhin ein erschrockenes „aua“ von sich gab. Die Missetäterin entschuldigte sich aber sofort für dieses unabsichtliche Vergehen bei ihrem überraschten Opfer.  Katharina griff sich kurz an ihren Arm und kniff die Augen zusammen.  „Bist Du verletzt?“, wollte Matías besorgt wissen. Katharina schüttelte jedoch tapfer den Kopf. Sie hoffte immer noch auf eine sanfte Ballade, bei der sie sich an ihren Tanzpartner schmiegen konnte. Da die Stimme aus dem Radio nun aber einen feurigen Pasodoble ankündigte, resignierte Katharina erschöpft. Matías lächelte mitfühlend und geleitete seine leicht ins Schwitzen geratene Gefährtin aus der Gefahrenzone.  Er entführte sie galant in ein spärlich beleuchtetes Nebenzimmer, indem sich eine weinrote, gepolsterte Sitz

KATHARINA SCHLÄFT "El Che" (35) © 2009, Sonja Hubmann

  In Ermangelung eines besseren Gesprächsthemas stellte sie ihm eine Verlegenheitsfrage: „Wie kommt’s, dass Du nicht tanzen kannst, wo Du doch so viele verschiedene Sportarten betreibst?“ Ernesto antwortete unbekümmert und ehrlich: „Ich bin einfach unmusikalisch. Tanzen hat etwas mit Rhythmus zu tun und der fehlt mir komplett.“, gab er unumwunden zu und konterte sofort mit der Gegenfrage: „Tanzt Du gerne?“ Katharina wollte spontan „ja“ oder „nein“ sagen, aber sie ertappte sich dabei, dass sie dies selbst nicht genau wusste. Während sie noch darüber grübelte, platzte plötzlich eine weitere Person in die Konversation der beiden. Ernesto stellte ihr den schon etwas älteren Jungen als „Alberto Granado“ vor.  Katharina rief sich sofort Tomás Granado in Erinnerung, der bei den Guevaras zum Essen eingeladen gewesen war. Offenbar handelte es sich bei Alberto um dessen Bruder. Sie erfuhr im Laufe des Small-Talks, dass es noch einen dritten „Granado- Bruder“ namens Gregorio gab.  Alberto war ein

KATHARINA SCHLÄFT "El Che" (34) © 2009, Sonja Hubmann

Calica fiel aber schon die nächste Begebenheit ein, die er Katharina nicht vorenthalten wollte: „Wir haben als Kinder immer in den Gebüschen des Golfplatzes von Alta Gracia gespielt“, begann er und richtete seinen Blick auf Ernesto, „erinnerst Du Dich?“ Ernesto nickte und erzählte die Geschichte weiter: „Dort lagen immer ein paar verschossene Golfbälle. Wir haben diese Bälle dann eingesammelt und sie den miserablen Golfschützen bei geeigneter Gelegenheit wiederverkauft.“, berichtete er mit stolz geschwellter Brust. Calica schmunzelte: „Ja, das ging ein paar Mal so hin und her.“  Katharina musterte die beiden gut trainierten Jungs und vermutete anerkennend: „Habt ihr auch Golf gespielt? Ihr seht beide recht sportlich aus.“ Calica bedankte sich mit einem fast schüchternen Lächeln für dieses Kompliment. Aber auch Ernesto war sichtlich geschmeichelt und nickte: „Ja, ich hatte das Glück sehr viele Sportarten ausprobieren zu dürfen. Im Schwimmen hatte ich sogar einen argentinischen Meister a

KATHARINA SCHLÄFT "El Che" (33) © 2009, Sonja Hubmann

  Als Katharina nun nach Matías Ausschau hielt, musste sie jedoch feststellen, dass er ihr offensichtlich abhandengekommen war. Etwas verloren sah sie sich unter den zahlreichen, ihr Großteils unbekannten Menschen um. Wo zur Hölle war Matías? Sie versuchte angestrengt den blonden Jungen unter all den dunkelhaarigen Gästen ausfindig zu machen, aber vergebens. Gerade, als sie sich auf die Suche nach ihm machen wollte, tippte ihr jemand freundschaftlich auf die Schulter. Katharina wandte sich um und sah in zwei glänzend schwarze Augen. Es waren jene von Ernesto Guevara, der einen etwas unscheinbaren Teenager im Schlepptau hatte.  „Darf ich Dir meinen Freund Calica Ferrer vorstellen?“, fragte er höflich und schob den nicht so gutaussehenden Jungen vor sich her. Obwohl sie im Haus der Guevaras erfahren hatte, dass Calica um ein Jahr jünger als Ernesto war, so wirkte er durch seine hohe Stirn und das eher asymmetrische Gesicht doch um einiges älter als sein sportlicher Freund. Katharina rei

KATHARINA SCHLÄFT "El Che" (32) © 2009, Sonja Hubmann

  Calle Manuel Belgrano, auf der Party, Córdoba (Argentinien) Während sich Ernestos Mutter mit der auspufflosen Rostschüssel auf den Heimweg machte, begrüßten die fünf Jugendlichen ihre gleichaltrigen Gastgeber. Katharina hatte bei all den Menschen, die sich im Raum befanden Mühe, sich die Namen der einzelnen Personen zu merken. Zwei erkannte sie aber auf Anhieb wieder. Es waren Carla und Julieta, die beiden Lästermäuler aus ihrer Klasse. Katharina versuchte jedoch, den beiden möglichst aus dem Weg zu gehen. Der Radiosender „El Mundo“ beglückte die Tanzbegeisterten mit argentinischen Tangoklängen und die Getränkeauswahl war ebenfalls nicht zu verachten.  Katharina gelang es diesmal aber, sich dem angebotenen Mate-Tee zu entziehen. Sie bevorzugte einen farbenfrohen antialkoholischen Longdrink. Nachdem sie Dutzende Hände von durchwegs hübschen Mädchen und Burschen geschüttelt hatte, bemerkte sie das Fehlen ihrer hellgrünen Weste. Sie musste sie wohl im Hause der Guevaras vergessen habe

KATHARINA SCHLÄFT "El Che" (31) © 2009, Sonja Hubmann

  Im Erdgeschoss hatte sich die Gesellschaft bereits aufgelöst. Celia de la Serna informierte ihren ältesten Sohn über den Verbleib der verschwundenen Gäste: „Dein Vater musste noch einmal ins Büro ins Stadtzentrum, da sein Architekten-Partner angeblich seine Hilfe bei irgendeinem Projekt benötigt, na ja …“, zweifelte sie offensichtlich an dieser Version, „… und die Ferrers sind auch schon nach Hause gegangen. Was habt ihr noch vor?“, wollte die schlanke Schwarzhaarige wissen. Ernesto warf seiner Schwester Celia, die gerade zur Türe hereingekommen war, einen auffordernden Blick zu und antwortete schließlich: „Wir fahren zu einer Party.“ „Zu welcher Party?“, hinterfragte Ernestos Mutter stirnrunzelnd. Ernesto brummte etwas ungehalten: „Das habe ich dir doch schon vorhin gesagt.“ Um die Antwort des genervten Jugendlichen aber nicht in eine Diskussion ausarten zu lassen, fügte Matías harmlos lächelnd hinzu: „Zu den Hartmanns. Das sind Freunde meiner Familie.“ „Deutsche?“, wollte Celia mi