KATHARINA SCHLÄFT "El Che" (40) © 2009, Sonja Hubmann


Da sie dieser Frage jedoch im Moment nicht auf den Grund gehen wollte, hörte sie sich einfach Matías‘ Fortsetzung an und schon in seinem ersten Satz fand sich die Bestätigung ihrer Vermutung: „Übrigens hat Pablo Picasso diesen Angriff in einem Gemälde festgehalten, das er 1937 bei der Weltausstellung in Paris präsentiert hat. Das Schlimme an dem Bombardement war aber, dass die Deutsche Wehrmacht dadurch einen wesentlichen Anteil am Ausgang des Spanischen Bürgerkriegs gehabt hatte.“ 

Katharina bemühte wieder einmal ihre grauen Zellen und versuchte diesem ominösen Krieg auf den Grund zu gehen: „Wie ist es überhaupt zu diesem Bürgerkrieg gekommen?“ Matías wischte sich kurz über die Stirn und begann mit seinem Erklärungsversuch: „Nun, im Juli 1936 putschte General Francisco Franco gegen die demokratisch gewählte Koalitionsregierung in Madrid, die in erster Linie aus Sozialisten und Kommunisten bestanden hatte. Franco wollte angeblich noch im selben Monat deutsche Transportflugzeuge kaufen und Hitler soll ihm gleich ein ganzes Kampfgeschwader zugesagt haben.“ 

Katharina meldete eine kurze Zwischenfrage an: „Aber die können doch trotzdem nicht einfach so losfliegen und eine Stadt bombardieren, oder?“ Matías hob seufzend die Brauen: „Die Deutschen wollten die Angriffe zunächst noch vertuschen und haben die „jüdische Lügenpresse“ dafür verantwortlich gemacht. Tatsache war aber, dass sich Hitler-Deutschland durch die militärische Unterstützung Francos, den Zugriff auf die spanischen Rohstoffe sichern wollte. Immerhin brauchten sie das dort abgebaute Erz für die Aufrüstung ihrer eigenen Wehrmacht.“ 

„Und mit dem Bombardement einer Kleinstadt kam Franco an die Macht?“, wunderte sich Katharina naiv. Matías versuchte sein geschichtliches Wissen zusammenzukratzen: „Nein, nein. Zuerst flog die Legion Condor einen Luftangriff auf Málaga, das war im August 1936, dann folgten Bombenabwürfe auf weitere spanische Städte, darunter auch auf Madrid, während die faschistischen Bodentruppen immer näher an die Hauptstadt herankamen und 1937 schließlich das Baskenland im Norden erreichten.“

„Und dort liegt Guernica?“, vermutete Katharina aus dem Bauch heraus. Ihr gut informierter Gesprächspartner nickte: „Ja, etwas östlich von Bilbao.“ „Schlimm“, seufzte das Mädchen mitfühlend, „und das alles nur, um an die Rohstoffe heranzukommen?“ Matías atmete kurz durch: „Nicht nur, es ging auch darum, die neuen Deutschen Flugzeuge unter Kriegsbedingungen zu testen. Die Herstellerfirmen dieser Kampfflugzeuge waren garantiert begeistert über diese Testmöglichkeit und auch die Piloten konnten auf diese Weise wertvolle Erfahrungen sammeln.“

Katharina wiederholte mit abfälliger Fassungslosigkeit: "Testmöglichkeit?" Ohne Luft zu holen, fuhr sie verärgert fort: "So eine Gemeinheit! Und international ist das einfach so hingenommen worden?“ Matías zuckte hilflos die Achseln: „Tja, Deutschland hatte sich ja damals offiziell dem internationalen Waffenembargo gegen Spanien angeschlossen. Das war im August 1936, aber die Wahrheit, die hinter einem Krieg steht, sieht immer anders aus, als das, was Politiker dem Volk vollmundig verkünden. Jedenfalls ist Franco am 28. März 1938 in Madrid einmarschiert.“, endete er seinen Geschichtsvortrag.

(Ende Teil 40 / Fortsetzung folgt)

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

KATHARINA SCHLÄFT "Venedig in Wien" (24) © 2009, Sonja Hubmann

KATHARINA SCHLÄFT "Venedig in Wien" (14) © 2009, Sonja Hubmann

KATHARINA SCHLÄFT "Venedig in Wien" (32) © 2009, Sonja Hubmann