KATHARINA SCHLÄFT "El Che" (30) © 2009, Sonja Hubmann
Gerade jedoch, als sie ihm ein diesbezügliches Kompliment machen wollte, erkundigte sich Natalia besorgt bei Ernesto: „Hattest Du niemals Angst während eines solchen Anfalls zu ersticken?“ Der nun wieder zu Kräften gekommene Asthmatiker verneinte mit einem tapferen Lächeln: „Nicht wirklich, aber dafür war mein Vater immer sehr besorgt um mich. Am liebsten hätte er mich unter einen Glassturz gestellt. Zum Glück hat meine Mutter aber anders gedacht und mich immer zu sportlichen Aktivitäten ermutigt.“ Während sich Natalia immer näher an Ernesto heranpirschte, wollte Katharina dem Phänomen Asthma noch weiter auf den Grund gehen: „Aber, wenn Asthma eine Atemnot verursacht, dann ist Sport doch besonders gefährlich, oder?“
„Nein“, korrigierte Matías sympathisch lächelnd, „Sport ist immer gut, besonders Schwimmen.“ Ernesto stimmte ihm unumwunden zu: „Ja, meine Mutter hat mich schon ziemlich früh zum Schwimmen mitgenommen. Sie selbst ist ja auch eine hervorragende Schwimmerin.“ Katharina schmunzelte: „Tja, davon habe ich gehört.“, gedachte sie der von Ernesto Senior erzählten Horror-Geschichten, bei denen Celia oft nur knapp dem Ertrinken entgangen war. Natalia, die nun dicht neben dem sich langsam erholenden Ernesto am Boden kniete, himmelte ihn mit mitleidvollem Dackelblick an: „Du bist unglaublich tapfer, aber kann man gegen dieses Asthma denn gar nichts tun?“
Ernesto nahm ihre Hand in die seine und meinte gelassen: „Man gewöhnt sich an alles, was man nicht ändern kann. Ich will gar nicht daran denken, was meine Eltern schon alles versucht haben. Die ärgste Aktion hat ja damals mein Vater geliefert, als ihm eine dubiose Wunderheilerin geraten hat, mir eine Katze ins Bett zu legen.“ „Was ist passiert?“, wollte Natalia wissen, indem sie ihre andere Hand sanft über seinen Oberschenkel gleiten ließ. Ernesto befreite sich zärtlich aber bestimmt von ihren Berührungen und antwortete: „Am nächsten Morgen hatte ich einen heftigen Asthma-Anfall und die Katze war tot, da ich sie offenbar in der Nacht erdrückt hatte.“
Natalia quittierte diese Schauergeschichte mit einem
betroffenen „na, schlimm“. Katharina
wollte versuchte nun ebenfalls ein Kompliment loszuwerden, diesmal aber an Matías
gerichtet, den sie voller Bewunderung anstrahlte: „Woher weißt Du eigentlich so
viel über Asthma? Willst Du Medizin studieren?“ Matías fühlte sich durch die
freundlichen Worte der hübschen 15jährigen sichtlich geschmeichelt und lächelte
charmant: „Ja, das habe ich tatsächlich vor.“, gab er zu und warf seinem gleichaltrigen
Freund einen etwas strafenden Blick zu. Er deutete auf Ernesto und knurrte: „Er
will ja lieber mit Tomás Granado ein Ingenieursstudium beginnen. Dabei ist Medizin
doch viel interessanter.“ Ernesto verzog lediglich etwas genervt die Mundwinkel
und argumentierte: „Aber Tomás hat gute Beziehungen zu diversen Firmen. Vielleicht
kann ich nächstes Jahr bereits in einem Labor zu arbeiten beginnen.“.
Die vier ungleichen Jugendlichen unterhielten sich noch eine Weile über
Ernestos Asthma, erfuhren aber auch, dass er bereits vor einem Jahr mit dem Schreiben
eines philosophischen Wörterbuches begonnen hatte. Katharina zeigte sich von
den vielseitigen Interessen des belesenen Jungen beeindruckt. Als das Thema
dann aber auf die Politik und Juan Domingo Perón kam, blockte Ernesto ab und schlug
vor, sich doch endlich auf den Weg zu dieser von ihm zuvor schon angesprochenen
Party zu machen. Natürlich sollten die Mädchen mitkommen.
Natalia war von diesem
Einladungsangebot sofort begeistert und auch Katharina hatte aufgrund der Abwesenheit
ihrer Eltern nichts Besseres vor. Außerdem wollte der gutaussehende Matías ja ebenfalls
zu dieser Feier und so würde es doch geradezu an Unhöflichkeit grenzen, diese
Gelegenheit nicht wahrzunehmen, rechtfertigte sie ihre Entscheidung.
(Ende Teil 30 / Fortsetzung folgt)
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