KATHARINA SCHLÄFT "Venedig in Wien" (19) © 2009, Sonja Hubmann

 

Ein abermaliger Blick auf das Riesenrad ließ in ihr aber schon die nächste ungeduldige Frage aufkommen: „Wann kann man eigentlich damit fahren?“ Markus grübelte kurz, ehe er auch darauf die passende Antwort hatte: „Nun, wenn es keine technischen Probleme gibt, dann sollte es wohl in zwei bis drei Wochen soweit sein.“ „Und was kostet dann eine Fahrt?“, wollte sie interessiert wissen. Markus schob rätselnd das Unterkiefer nach vorne und vermutete schließlich achselzuckend: „Hm, angeblich soll eine Fahrt dann so um die 8 Gulden kosten. Das ist eine Menge Geld, wenn man bedenkt, dass ein normaler Beamter mit etwa 30 Gulden im Monat auskommen muss.“ 

Katharina wollte aber gar nicht näher auf den hohen Preis eingehen, sondern schoss eine weitere Frage nach: „Seit wann bauen die schon an dem Riesenrad?“ Markus nahm einen kleinen Schluck seines Getränks und atmete kurz durch: „Seit etwa acht Monaten“, lautete seine knappe Antwort, an die er allerdings noch einen nachdenklichen Satz fügte: „Ich bin ja wirklich neugierig, ob es tatsächlich funktionieren wird. Viele meinen, dass es in einer blamablen Katastrophe enden wird.“ 

Katharina musterte ihn neugierig: „Und was denken Sie?“ „Also, ich glaube schon, dass es ein Erfolg werden wird. Das Ferris Wheel, das 1893 auf der Weltausstellung in Chicago zu sehen war, hat ja auch ungeheure Besucherströme angelockt.“, informierte er die junge Dame, die vor lauter Wissensdurst ganz aufs Trinken vergaß: „Und der Erbauer dieses Ferris Wheel ist derselbe wie jener des Riesenrades?“, erkundigte sie sich unbedarft. Ihr auskunftswilliger Begleiter schüttelte den Kopf: „Äh, nein. Das Ferris Wheel hat George Washington Gale Ferris, jr. erbaut.“

„Und dieses Riesenrad hier?“

„Walter Basset“. Obwohl die Antworten des jungen Mannes nun immer knapper wurden, dachte Katharina gar nicht daran die Befragung zu beenden. Sie blickte an dem eisernen Koloss empor und murmelte ihre Schlussfolgerung vor sich hin: „Also, ist das hier weltweit das zweite Riesenrad, nach dem Ferris Wheel?“ 

„Äh, nein“, begann Markus mit der Richtigstellung ihrer irrigen Annahme und ergänzte bereitwillig: „Es war so: Das Ferris Wheel in Chicago hat den Engländer Walter Basset gemeinsam mit seinem Konstrukteur Harry Hitchins dazu inspiriert, in London und Blackpool ebenfalls monumentales „Gigantic Wheel“ zu errichten. Und irgendwie war es dann so, dass sich Gabor Steiner und Walter Basset gesucht und gefunden hatten. Schließlich ist Steiner ja immer an neuen Attraktionen für diesen Vergnügungspark interessiert!“

„Und Walter Basset hat es dann hier gebaut, richtig?“, fasste sie schließlich überzeugt zusammen. Markus wiegte den Kopf lächelnd hin und her und brachte erneut eine kleine Korrektur an: „Sagen wir einmal, geplant. Der eigentliche Konstrukteur heißt Hubert Cecil Booth.“ Damit hoffte der schon etwas ins Schwitzen geratene Markus, Katharinas unbändige Fragelust gestillt zu haben.

(Ende Teil 19 / Fortsetzung folgt …)

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