KATHARINA SCHLÄFT "Venedig in Wien" (32) © 2009, Sonja Hubmann
Sie schlenderten durch die von Gaskandelaber beleuchteten Wege und bekamen gerade noch das Ende des Monster-Streichorchesters mit, das mit hundert Mann auf dem zweiten Campo konzertierte. „Unglaublich“, staunte Katharina von diesem Klangerlebnis gefesselt, „wie bekommt man denn so ein großes Orchester zusammen?“ Markus enträtselte ihre Frage: „Das ist das bosnisch-herzegowinische Infanterie-Regiment 4 und die Tiroler Kaiserjäger.“ „Das klingt wahrlich mächtig.“, gestand Katharina überwältigt.
Leider endete das Konzert für ihre Begriffe viel zu früh, aber die anschließende Prachtillumination des gesamten Vergnügungsparks versöhnte sie wieder vollends. Riesige elektrische Reflektoren beleuchteten den Park und verliehen ihm ein zauberhaftes Ambiente, das nur hin und wieder durch besonders grelle Strahlen durchbrochen war. Ein Heer von flimmernden Glühlampen zog Tausende von Insekten in ihren Bann, die munter um die Lichtquellen tanzten.
„Wir müssen zurück zum Riesenrad!“, mahnte Katharina plötzlich zur Eile, da sie fürchtete zu spät zum vereinbarten Treffpunkt zu kommen. Markus beruhigte sie und zog wieder einmal seine Taschenuhr zu Rate: „Wir kommen schon zu Recht. Herr Lechner hat gesagt, wenn die Feierlichkeiten zu Ende sind, aber das sind sie ja noch nicht ganz.“ Katharina war froh, dass ihr noch ein wenig Zeit zum Verschnaufen blieb, da sich ihre unangenehmen Bläschen durch das viele Herummarschieren nun in schmerzhafte Blasen verwandelt hatten.„Können wir uns kurz setzen?“, bat sie Markus mit flehendem Blick, der ihr diesen Wunsch sofort erfüllte und sich mit ihr auf eine kleine, allerdings nur spärlich beleuchtete Parkbank setzte. Markus sah ihr tief in die Augen und machte ihr schließlich ein ernsthaftes Geständnis: „Ich möchte mich vielmals bei Ihnen für diesen wunderbaren Tag bedanken. Ich bin froh, Sie kennen gelernt zu haben.“ „Ich auch.“, hauchte sie mit brüchiger Stimme, als sich Markus vorsichtig zu ihr hinüberbeugte.
In jenem Augenblick aber, als sich Katharina hinunterbeugen wollte um es aufzuheben, wurde ihr für den Bruchteil einer Sekunde schwarz vor Augen. Sie fühlte wie sich ihre zierlichen Finger zusammenkrampften und immer kälter wurden. Was war jetzt los? Wurde sie etwa ohnmächtig? Sie versuchte gegen die extreme und blitzartige Müdigkeit, die sie soeben überfallen hatte, anzukämpfen. Sie schloss ihre brennenden Augenlider und hoffte, dass dieser grauenvolle Zustand möglichst bald vorübergehen würde.
(Ende Teil 32 / Fortsetzung folgt …)
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